Vermutlich sehr emsig haben die Mitarbeiter der Vorhabenträger in den Wochen seit dem "Baustopp"-Beschluss des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Lüneburg an vom Gericht nachdrücklich geforderten Alternativen zur bisherigen Trassenführung durch Laßrönne, Stöckte und Stelle gearbeitet. Laut OVG sollte die Trasse möglichst einen Abstand von ca. 350 Metern zur Wohnbebauung einhalten.
Nun wurden betroffenen Kommunen Pläne mit alternativen Trassenverläufen übermittelt und von den Winsener GRÜNEN ins Internet gestellt. Im Folgenden werden einige dieser Vorschläge kommentiert. "Alternativen" mag man sie nicht nennen, denn (fast) keine von ihnen hat Bezeichnung verdient.
- Karte mit dem Titel "Stöckte":
Die südliche Verschiebung der Trasse in Laßrönne würde den Abstand zur Wohnbebauung deutlich vergrößern. Da jedoch die Lücke in der Wohnbebauung kaum mehr als 350 Meter groß ist, verbleibt ein nicht vergrößerbarer Abstand von nur ca. 180 Meter. Doppelt so viel sollte es eigentlich sein.
Dass die alte Ilmenau zweimal zu queren sei und naturgeschütztes Gebiet betroffen wird, wurde zuvor als absolutes KO-Kriterium genannt. Nun aber doch der Vorschlag ? ? ?Der vorgeschlagene (relativ teure) Microtunnel, beginnend östlich der Ilmenau und endend westlich des Stöckter Deichs würde unter anderem für die Pipelinebauer eine Reihe technischer Probleme lösen und deren Arbeit damit erleichtern. Aber die immer noch bei einem Bau verbleibenden Probleme sind immens und können potentiell große Schäden im Umfeld von bis zu mehreren Hundert Metern verursachen, falls sie nicht in den Griff bekommen werden. Detaillierte Pläne, die die Lösbarkeit der Probleme vermuten lassen, sind noch nicht vorgelegt worden!
Entscheidend: Nach wie vor gäbe es das Problem mit dem viel zu geringen Abstand zur Wohnbebauung (teils gerade eben 10 Meter). Auch würde die Trasse immer noch mitten durchs Dorf gehen. Angesichts alternativer Möglichkeiten dürfte die Chance für diese Variante daher praktisch gleich Null sein!Die kleine Änderung westlich der Hoopter Straße ist relativ unerheblich - außer vielleicht für die ganz unmittelbar betroffenen Grundeigentümer.
- Karte mit dem Titel "Stelle":
In Laßrönne beginnend ist hier eine Trassenvariante eingezeichnet, die die Ilmenau erst reichlich einen Kilometer weiter flussabwärts quert und dann in fast Nord-Süd-Richtung durch Stöckte führt (in einer früher einmal freigehaltenen "Bauschneise" für eine Autobahntrasse).
An der Hoopter Straße wir dann in einer nur ca. 170 Meter breiten Bebauungslücke wiederum der eigentlich geforderte Mindestabstand von 350 Metern zu beiden Seiten sehr deutlich unterschritten. Auch der Abstand zur Wohnbebauung am Querweg und zum Kreyenkamp ist weit geringer als 350 Meter.
Auch für diese Trasse gilt, dass sie "Mitten durchs Dorf" geht und in diesem Punkt nicht wesentlich "besser" ist, wie die bisher geplante Trasse. Angesichts anderer Alternativen dürfte auch diese Variante einer gerichtlichen Überprüfung nicht standhalten.Die nördliche Umrundung von Stelle wirft ebenfalls etliche Fragen auf. Zunächst führt dieser Trassenabschnitt mitten durch die Vogtei Neuland um dann den Achterdeich und die Seeve zu queren. Dann geht es mitten über den Maschener Rangierbahnhof (oder unterdurch ?). Ob die Pipeline an der Straßenbrücke entlang geführt werden soll (m. E. völlig unakzeptabel) oder die vielen Gleise untertunnelt werden sollen, ist auf dem Plan nicht erkennbar.
Immerhin: Ein der Mindestabstand zur Wohnbebauung könnte bei dieser Strecke eingehalten werden: Auch wird kein Schulhof unterquert und kein Kindergarten ist in unmittelbarer Nähe...Die kleinräumige Umgehung der Grundschule Ashausen ist völlig zu kurz / zu knapp gegriffen. Die Forderung nach ausreichend Abstand wird bei weitem nicht erfüllt. Vor Gericht hätte diese Variante keine Chance.
Die kurz darauf folgende Umgehung des Wohnsitzes eines Klägers mag diesen einen Konfliktpunkt durch ausreichend Abstand entschärfen und keine analogen neuen aufwerfen - aber im Kontext der Ashäuser Schule gesehen, nützt diese Umgehung rein gar nichts.
Die südliche Umrundung von Stelle führt bei Gehrden durch eine "Baulücke" von 500 Metern Breite. Da "fehlen" 200 Meter zur Vermeidung eines "Konfliktes".
Dass die Trasse den gewünschten Abstand zur Wohnbebauung von Scharmbeck einhält, erscheint ebenfalls zweifelhaft - hier könnte aber vielleicht noch nachgebessert werden.
Ohne erkennbaren absolut zwingenden Grund wird die Trasse auch an die Bebauung von Ohlendorf mit einem Abstand von nur ca. 300 Metern entlang geführt.Das größte Problem ist aber: Da es keine Trasse gibt, die die Probleme in Stöckte direkt vor Ort ausreichend gut löst, nützt auch die beste kleinräumige Umgehung von Stelle nichts ...
- Karte mit dem Titel "Süd Variante Winsen":
Dieser Trassenvorschlag könnte an vielen Stellen vermutlich noch optimiert werden. Seien es kleine Justierungen oder etwas größere Änderungen. Hier sind die engagierten ortskundigen Betroffenen gefragt, sich einzubringen.
Ein Punkt fällt aber sofort auf: Zwischen den Wohnbebauungen von Pattensen und Wulfsen gibt es eine Lücke von nur etwa 550 Metern. An der eigentlich benötigten 700 Meter breiten Lücke (bei mittiger Trassenführung) fehlt also noch was.
Jedoch ist diese Lücke signifikant größer, wie die Baulücken in Stöckte. Auch führt die Trasse hier nicht mitten durch einen Ort, sondern zwischen zwei Orten entlang. Von allen vorgelegten Trassenalternativen erfüllt diese Variante die gerichtlichen Vorgaben mit Abstand am besten !
Dennoch scheint es auch zur Passage von Pattensen/Wulfsen noch Optimierungsmöglichkeiten zu geben. Diese sind aber in den vorliegenden Plänen nicht eingetragen. Selbst wenn Alternativen für die "Engstelle" zwischen Pattensen und Wulfsen aus triftigem Grund ausscheiden (z.B. weil eine Kiesgrube den Weg versperrt), sollten diese Alternativen benannt und in die Diskussion aufgenommen werden.
Würde man auch in diesem Verfahrensschritt erneut versuchen, Trassenvarianten zu "verstecken", kann das wiederum zu sehr unschönen Ergebnissen führen - vor allem für die Vorhabenträger.
Nochmal: Sehr zeitiges Offenlegen wirklich aller halbwegs plausiblen Möglichkeiten mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen begleitet von einer konstruktiven, sachlichen Diskussion kann fast nur nützen und erspart einen Feuerwehr-Einsatz von Heiner Geissler etc. !
Die bisherigen Probleme mit der Trassenführung sind vor allem dadurch entstanden, dass die Betroffenen viel zu spät und viel zu defensiv in die Planung der NEL-Trasse eingebunden wurden. Wäre das besser gehandhabt worden, hätte vermutlich sehr viel Zeit, Mühe und Geld gespart werden können. Besonders auch die Vorhabenträger hätten davon profitiert...
Zumindest minimale Aussichten auf eine Verbesserung deuten sich derzeit an. Ich hoffe sehr, dass die betroffenen Bürgerinnen und Bürger in dieser Planungsrunde nun endlich zügig, offensiv und intensiv in die Planung mit einbezogen werden. Denn wenn die Erdgasleitung (trotz aller Zweifel an ihrem Nutzen für die Bevölkerung) gebaut werden soll, dann sollte dieses zumindest mit möglichst minimalem Schaden für die betroffenen Bürger geschehen!